Musik und Film

Nicht nur die Literatur, sondern auch das Filmschaffen Moldaus sind hierzulande verständlicherweise weit unbekannter als entsprechende Beiträge aus Rumänien, das EU-Mitglied ist und über die vielfache Einwohnerzahl verfügt. Den bisherige Höhepunkt des Filmschaffens bildeten unbestreitbar die sechziger Jahre, derzeit findet in Moldau praktisch keine Spielfilmproduktion statt.
Die frühe Erzählung »Makar Tschudra« von Maxim Gorki (Алексей Максимович Пешков, 1868–1936) bildet die Grundlage des sowjetischen Kultfilmes Das Zigeunerlager zieht in den Himmel (Табор уходит в небо) von 1975, der in Bessarabien um 1900 spielt und vor allem durch seine Musik bekannt wurde, Regie führte der Moldauer Emil Loteanu (1936–2003). Schon sein Film Lăutarii von 1971 stellte die Zigeunermusik in den Mittelpunkt. 1987 setzte Loteanu in dem über vier Stunden langen Luceafărul der rumänischen Literaturepoche rund um Mihai Eminescu ein Denkmal.
Der preisgekrönte Film Zug des Lebens (Train de vie) von 1998 mischt in einzigartiger Weise die Angst osteuropäischer Juden vor der Deportation mit Elementen einer Komödie.
In Dokumentarfilmen »des Westens« wurden lange vorrangig abwertende Klischees über Moldau bedient, das ändert sich nun glücklicherweise. 2018 erschienen die ARTE-Beiträge »Moldawien, ein Land im Aufbruch« und »Moldawien, ein Land im Wandel«, die auch Reichtum und Potential der kleinen Republik nicht vergessen.

Jordi Savall und Hesperion XXI: Istanbul
Der katalanische Gambist Savall (geboren 1941) gehört zu den bekanntesten Ensembleleitern vorklassischer Musik. Das »Buch der schriftlichen Musikwissenschaft« (Kitâbu‚ Ilmi’l-Mûsikí alâ Vechi’l-Hurûfât) von Dimitrij Cantemir aus dem Jahre 1689 war Grundlage für Aufnahmen im Jahre 2009. Moldaus Fürst Cantemir hatte in einer eigenen Notenschrift Musik der osmanischen Welt festgehalten und damit vor dem Vergessen bewahrt. Typisch für Savalls Veröffentlichungen sind sorgfältige Recherchen und ausführliche Booklets.
Trigon: The Moldovan wedding in jazz
Die 1992 als Trio (Viola, Gitarrbass, Perkussion) gestartete »Ethno Jazz Group« Trigon des Bratschers Anatol Ștefăneț ist seitdem Moldaus führendes Jazzensemble. Bereits ihre erste CD »The Moldovan wedding in jazz« mit der Beschreibung eines Hochzeitstages war ein Meilenstein der sogenannten Weltmusik. Produziert wurde die Scheibe 1993 vom Jazz-Innovator Michail Alperin, der aus Kam’janec’-Podil’s’kyj stammt und in Bălți zunächst eine Ausbildung zum klassischen Pianisten absolvierte. Auf den letzten drei CDs (»Opt–i–mistic«, »Seven Steps«, »Autumn visit«) ist die bulgarische Hirtenflöte Kaval zu hören. www.trigonjazz.com
Konsonans Retro: A Podolian Affair
Jüdische Dorftänze von einem Oktett, welches im Südwesten der Ukraine unmittelbar an der Grenze zu Moldau beheimatet ist. Das Berliner Plattenlabel Oriente Music traf 2007 in Zahnitkiv (Загнітків) und Kodyma (Кодима) auf die alteingesessene Musikerfamilie Baranovsky, deren Auftritte »das ethnische Gebräu« (Booklet-Text) der Gegend hervorragend widerspiegeln. Vier der 19 Musikbeiträge tragen das Wort Moldova
bereits im Titel.
Gândul Mâței: Ghem in Ghem
Wahrscheinlich die bisher anspruchsvollste Rockplatte Moldaus ist »Ghem in Ghem« aus dem Jahre 2005. Man findet 13 Songs mit rumänischen Texten und das titelgebende Instrumental. Die 1996 gegründete Band Gândul Mâței ergänzt ihren erdigen Rock punktuell durch einen verspielten Trompetensound. Sowohl die flotten als auch die balladenhaften Titel können überzeugen. Gândul Mâțeis bisher letzte CD erschien 2014 und heißt »Generația în Blugi«. www.gm.md