Schlossanlage in Hîncești

Die Schlossanlage am Hîncești wurde zwar schon in den bisherigen Auflagen des Moldova-Handbuches erwähnt, stellt sich aber nach ihrer Renovierung endlich wieder in ehemaliger Schönheit dar, hier der entsprechende Abschnitt der dritten Auflage:

Größte Sehenswürdigkeit von Hîncești sind die beiden Schlösser auf dem Anwesen des Armeniers Manuc Bey (Emanuel Marzayan, 1769–1817), der als türkischer Diplomat und russischer Spion bekannt wurde. Es heißt, er sei um 1800 der reichste Mann des Balkan gewesen.
Manuc Bey förderte die Weinproduktion in Hîncești und ließ sich dabei von französischen Technologien inspirieren. 1816 kaufte er sein Anwesen hier, doch schon im Jahr darauf starb er an den Folgen eines Reitunfalls. Seine Nachfahren ließen von 1858 bis 1861 den wohl prächtigsten Provinzpalast (Palatul Princiar) Bessarabiens errichten. Es folgte 1881 das von Alexander Bernardazzi entworfene Jagdschloss (Castelul Vânătoresc). Von der Sowjetunion wurden die Gebäude wenig pfleglich behandelt, zeitweise militärisch genutzt und in der Nachkriegszeit hastig für Schulzwecke hergerichtet.
Seit 1979 dient das Jagdschloss als Regionalmuseum. Das Museumskonzept ist alles andere als interaktiv-modern, vermittelt aber einen guten Einblick in Geschichte und Ethnographie der Gegend.
Der Palast dagegen wurde nach Erdstößen im Jahr 1986 sich selbst überlassen. 2012 begannen Dachdeckerarbeiten, mit denen erst einmal der weitere Verfall gestoppt werden sollte. Von 2014 bis 2017 floss dann ausreichend Geld, um die wohl aufwendigste Rekonstruktion eines historischen Gebäudes im Land durchzuführen. Der Palast wurde im Geist des französischen Klassizismus errichtet, aber beim Interieur setzte Manuc Beys Familie mehr auf ältere Stile. Angeblich gab es Deckengemälde des Marinemalers Iwan Aiwasowski (1817–1900), die jedoch nicht gerettet werden konnten. Die großen Kellergewölbe gehören zum Schlossrundgang, die Stadtbibliothek unterm Dach aber nicht.
Zu seiner Blütezeit standen auf dem Anwesen des Manuc Bey weitere Gebäude, von denen noch zwei wiedererstehen sollen. Höchstens drei der ehemals zehn Hektar rund um die beiden Schlösser verdienen gegenwärtig die Bezeichnung Park, nur wenige Touristen erkennen beispielsweise den ehemaligen Hauptzugang vom Palast aus gesehen ostwärts.

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